Eingewöhnung nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell
Mit der Eingewöhnungsphase eines jeden Kindes in der KITA Waldräuber beginnt für alle Akteur*innen eine aufregende, anstrengende und herausfordernde Zeit. Die vielzitierten Worte von Herrmann Hesse „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ beschreiben diesen Zeitraum sehr treffend.
Jedes Kind bestimmt sein eigenes Tempo
Hervorzuheben ist, dass jedes Kind das Tempo seiner Eingewöhnungszeit selbst bestimmt. Folgende Faktoren beeinflussen die individuelle Eingewöhnungsdauer: Temperament des Kindes, bis dato gesammelte Bindungserfahrungen und kindliches Sozialverhalten.
Der Übergang von der Betreuung durch die Eltern hin zur Fremdbetreuung in der Kita stellt eine Belastung dar – eine langsame und sensible Eingewöhnungsphase ist deshalb von großer Bedeutung. Es wird empfohlen, die Einrichtung während dieser prägnanten Zeit nur halbtags zu besuchen und im Anschluss die Aufenthaltsdauer in der Kita nur langsam zu erhöhen.
Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung
Im Fokus der Eingewöhnung steht der Aufbau einer tragfähigen Beziehung zwischen Erzieher*in und Eingewöhnungskind. Dieses Kind-Erzieher-Verhältnis soll durch bindungsähnliche Eigenschaften geprägt sein und dem Kind ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Das Kennenlernen der Einrichtung, der dort tätigen Personen sowie der anderen betreuten Kinder, der Tagesabläufe, Regeln und Rituale stellt ebenfalls einen wichtigen Baustein der Eingewöhnung dar. Während der Eingewöhnungsphase erhalten die Eltern ebenfalls einen Einblick in den meist turbulenten und bunten Kitaalltag. Gegenseitige Wertschätzung und Offenheit bilden die Basis für die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft.
Das Berliner Eingewöhnungsmodell
Das Berliner Eingewöhnungsmodell, das unseren Fachkräften als Grundlage dient, besteht aus sechs Phasen, die nachfolgend erläutert werden:
1. Rechtzeitige Informationen an die Eltern
Die Kitaleitung klärt mit den Erziehungsberechtigten alle Fragen rund um das Thema „Eingewöhnung“. Eine Verschriftlichung der wichtigsten Eckpunkte sowie einen detaillierten Ablauf bekommen die Eltern ebenfalls ausgehändigt. Ihnen wird nahegelegt, in der meist vierwöchigen Eingewöhnungsphase keinen Urlaub zu planen und von besonderen Belastungssituationen (z. B. Umzug, Geburt eines Geschwisterkindes, etc.) möglichst abzusehen. Die Bezugserzieher*innen lernen die Eltern auch im Vorfeld kennen und es findet ein reger Austausch über Interessen, Vorlieben, Allergien, Schlafgewohnheiten, etc. des Kindes statt.
2. Die dreitägige Grundphase
Während dieser Phase besucht das Eingewöhnungskind mit einem begleitenden Elternteil die KITA Waldräuber täglich für ein bis zwei Stunden. Die Bezugsperson bleibt dabei passiv – sie bleibt der „sichere Hafen“ im Hintergrund. Die pädagogische Fachkraft versucht, sich langsam dem Kind zu nähern und über diverse Angebote Kontakt herzustellen. Trennungsversuche sind zunächst tabu. Sämtliche Pflegeroutinen werden von der Mutter beziehungsweise vom Vater übernommen.
3. Der erste Trennungsversuch
Der erste Trennungsversuch findet in der Regel am vierten Tag statt. Nach einer kurzen Verabschiedung vom Kind verlässt die Begleitperson den Gruppenraum. Die darauffolgende Reaktion des Kindes hat eine Schlüsselfunktion und wird äußerst genau von der Fachkraft beobachtet. Reagiert das Kind ruhig und gelassen oder lässt es sich schnell von dem*r Erzieher*in beruhigen, so kann man die erste Trennungsperiode auf 30 Minuten ausweiten.
Ist das Eingewöhnungskind untröstlich oder verstört, so sollte die Trennung nicht länger als drei Minuten andauern. Anhand des kindlichen Verhaltens in dieser Situation lassen sich meist gute Prognosen für den weiteren Verlauf der Eingewöhnungszeit abgeben.
4. Die Länge der Eingewöhnung
Bei sicher gebundenen Kindern weitet sich die Eingewöhnungszeit auf zwei bis drei Wochen aus. Bei unsicher gebundenen Kindern beträgt die Eingewöhnungszeit ca. ein bis eineinhalb Wochen.
5. Die Stabilisierungsphase
Die pflegerischen Tätigkeiten (füttern, wickeln, Nase putzen, etc.) werden zunehmend von einem*r Erzieher*in übernommen. Während der Eingewöhnungszeit sollten diese Aktivitäten mindestens einmal zusammen mit dem Elternteil durchgeführt werden. Auf diese Weise kann sich die pädagogische Fachkraft Tipps von den Erziehungsberechtigten geben lassen. Im Kitaalltag geht sie aktiv auf die Signale des Kindes ein und bietet sich als Spielpartner*in an. Tag für Tag werden die Trennungszeiten ausgedehnt.
6. Die Schlussphase
In dieser Phase ist die familiäre Bezugsperson nicht mehr in der Kita anwesend, jedoch jederzeit für die Pädagog*innen erreichbar. Die ausgebildete Fachkraft stellt nun ebenfalls eine „sichere Basis“ für das Kind dar, das heißt, sie ist in der Lage, das Kind zu trösten. Das Eingewöhnungskind besucht schon mehrere Stunden täglich die Einrichtung. Der pädagogische Alltag ist bereits bekannt und die Integration in das Gruppengefüge wird konsequent verfolgt.
Abschluss der Eingewöhnung
Die Eingewöhnungszeit gilt als abgeschlossen, wenn das Kind gern die Einrichtung besucht, sich am täglichen Geschehen beteiligt, Kontakte zu anderen knüpft und sich trösten lässt.
Quellenangaben:
<link https: www.kita-fachtexte.de fileadmin redaktion publikationen kitaft_braukhane_knobeloch_2011.pdf _blank external-link-new-window>Das Berliner Eingewöhnungsmodell – Theoretische Grundlagen und praktische Umsetzung (Katja Braukhane & Janina Knobeloch)
<link https: www.betzold.de blog eingewoehnung-im-kindergarten _blank external-link-new-window>Die Eingewöhnung in Kindergarten und Kita: Berliner und Münchener Modell (Janine Landwermann)
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